Die Präfektur Chiba grenzt direkt an Japans Haupstadt Tōkyō an und besteht neben den urbanen Gebieten im Westen vor allem aus der Bōsō-Halbinsel. Dort kann man zwar auch fantastisch Radfahren, aber diesmal sind wir zum Bergwandern dort gewesen. Kommt mit uns auf den Nokogiriyama in Chiba!
- Ein Berg wie eine Säge
- Die Qual der Wahl: Aufstiegsoptionen
- Nihon-ji – ein historischer Ort
- Daibutsu – der große Buddha
- Der Gipfel des Nokogiriyama und ein Blick in die Hölle
- Nützliche Links
Ein Berg wie eine Säge
Nokogiri 鋸 heißt Säge auf Japanisch. Von weitem betrachtet sehen die vielen zackigen Gipfel aus wie ein Sägeblatt, deshalb bekam er den Spitznamen Nokogiriyama. Der echte Name des Berges ist Kenkon-zan 乾坤山. Mit 329,4 Metern gehört er zu den niedrigeren Bergen Japans.

Der Nokogiriyama, so nennen wir ihn der Einfachheit halber auch, hat ein paar Vorteile, die ihn für einen Tagesausflug aus Tōkyō heraus perfekt machen: Er ist in etwas über 2 Stunden aus Tōkyō leicht mit dem Zug erreichbar. Der Railpass ist auf der gesamten Strecke gültig, ansonsten seid ihr ab ca. 2000 Yen Einzelfahrt dabei. Wenn ihr aus der Richtung Yokohama / Yokosuka kommt, könnt ihr die Bucht von Tōkyō auch in 40 Minuten direkt per Fähre bis Kanaya in Chiba überqueren. Für den Aufstieg gibt es eine Seilbahn und die Gegend ist zwar ein Touristenziel, aber insgesamt sehr ruhig und erholsam mit viel Natur. Mit dem Nihon-ji könnt ihr außerdem einen tollen Tempel mit der größten steinernen Buddhastatue Japans erleben.

Die Qual der Wahl: Aufstiegsoptionen
Wir haben uns bei unserem Besuch des Nokogiriyama in Chiba entschlossen, nicht die Seilbahn zu nehmen, sondern über den Nihon-ji aufzusteigen und auf der anderen Seite mit der 1962 eröffneten Seilbahn herunter zu fahren. Das hat zwei Gründe: erstens fällt uns der Abstieg bei Bergen immer schwerer als der Aufstieg. Die alten Knie und so. Und zweitens ist der Aufstieg über das Tempelgelände des Nihon-ji einfach lohnenswert. Es spricht aber natürlich nichts dagegen, die Seilbahn für Auf- und Abstieg zu nutzen oder es einfach umgekehrt zu machen.
Name: Nokogiriyama Sanroku Ropeway Station
Adresse: 〒299-1861 Chiba-ken, Futtsu-shi, Kanaya 4052-1 [zu Google Maps]
Anfahrt: JR Hama-Kanaya Station [Google Maps]
Öffnungszeiten: 09:00 – 17:00 Uhr (im Winter bis 16:00 Uhr)
Eintrittspreis: 500 Yen (Einzelfahrt) 950 Yen (Rundfahrt)
Website: http://www.mt-nokogiri.co.jp [Englisch]
Wir empfehlen jedenfalls, bis zur JR Hota-Station zu fahren und sich über das Tempelgelände hochzuarbeiten. Von Hota aus lauft ihr auf gemütlichen Dorfwegen bis zum Waldrand. Der Weg dorthin ist schon ein Teil des Erlebnisses und schreit förmlich „ländliches Japan“. Am Waldrand geht es durch ein Tor, an dem ihr erst einmal den Eintritt zahlt, direkt auf das Tempelgelände.




Nihon-ji – ein historischer Ort
Der Nihon-ji ist ein buddhistischer Tempel dessen Geschichte weit zurückreicht. Den Aufzeichnungen nach soll er bereits 725 vom Shōmu-Tennō gegründet worden sein. Er hat mehrmals seine Zugehörigkeit gewechselt und ist heute ein Zen-Tempel der Sōtō-Sekte. Im Laufe seines langen Bestehens wurde der Tempel mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Das letzte Mal ging während der Anti-Buddhistischen Bewegungen während der Meiji-Zeit und bei einem großen Feuer 1939 viel Substanz verloren. Alt oder nicht, mit seinen vielen kleinen Gebäuden im Wald ist der Tempel auch heute noch ein echter Hingucker.




Name: Nihon-ji
Adresse: 〒299-2100 Chiba-ken, Awa-gun, Kyonan-chō, Motona 184 [zu Google Maps]
Anfahrt: JR Hota Station [Google Maps]
Öffnungszeiten: 08:00 – 17:00 Uhr
Eintrittspreis: 700 Yen (Nihon-ji)
Website: http://www.nihonji.jp [nur Japanisch]
Das Tempelgelände des Nihon-ji schmiegt sich an die Hänge des Berges Kenkon an. Es gibt Treppen, steile Aufstiege, in die Felsen gehauene Tunnel und Passagen und tolle Aussichten. Auf dem Weg nach oben kommt ihr immer wieder vorbei an Toren, Tempelgebäuden, unzähligen kleinen steinernen Buddha-Figuren und toller Natur. Erwähnenswert sind hier vor allem die kleinen Steinbuddhas: Insgesamt gab es davon 1553 Stück, alle geschaffen von Ōno Eirei Jingoro und seinen 27 Schülern, aber während der Meiji-Zeit wurde der Buddhismus zeitweilig unterdrückt. Statuen und ganz Tempel wurden vernichtet und auch der Nihon-ji war davon betroffen und viele der Statuen wurden enthauptet. Heute gibt es noch etwas über 500 dieser Figuren, mit der Absicht, mehr und mehr zu restaurieren.


Daibutsu – der große Buddha
Das Highlight des Nihon-ji ist der große Buddha (daibutsu 大仏). Er wurde 1783 von Ōno Eirei Jingoro und 27 seiner Schüler aus dem Stein gehauen und maß damals noch 37,7 Meter. Auch heute noch, nach einer vierjährigen Restauration ab 1966, stellt er mit seinen 31,05 Metern Höhe den großen Buddha von Nara (18,18 Meter) oder Kamakura (11,31 Meter) weit in den Schatten. Er stellt den Yakushi Ruruko Nyorai dar, einen Buddha, der vor allem für seine Heilkräfte verehrt wird.


Der Daibutsu steht auf einer felsigen Anhöhe die gleichzeitig auch einen Ausblick auf das Umland gewährt und befindet sich etwa auf halben Weg zum Gipfel.

Der Gipfel des Nokogiriyama und ein Blick in die Hölle
Auf dem Gipfel des Nokogiriyama findet ihr einen alten Steinbruch der Edo-Zeit. Gerade abgeschlagene Wände und seltsame, von Menschenhand erschaffene Felsformationen bieten einen seltsamen Kontrast zu den umliegenden Wäldern. Oben gibt es eine Aussichtsplattform, auf der ihr einen Blick über die Bucht von Tōkyō auf die Hauptstadt habt. An guten Tagen soll man sogar den Fuji sehen können. Die grünen Wälder der Bōsō-Halbinsel sehen im Frühling aus wie ein Feld voller Brokkoli, was uns sehr amüsiert hat. In den Wänden des Steinbruches findet ihr nicht nur unbestimmte Hinterlassenschaften sondern auch einen weiteren Buddha: Hyakushaku Kannon. Eine 1966 nach sechs Jahren Arbeit vollendete Steinfigur für die Opfer der Weltkriege und Verkehrstoten … wie auch immer das zusammenpasst.




Weil es in Japan immer etwas Abgefahrenes gibt: oben am Steinbruch gibt es den Höllenblick – jigoku nozoki 地獄のぞき. Hier könnt ihr euch auf einen kleinen Felsvorsprung stellen und von einem Überhang aus 100 Metern in die Tiefe blicken.
Um die alten Knie zu schonen war für uns hier dann Schluss. Wir haben uns für die Rückreise mit der bequemen Seilbahn entschieden und sind am Bahnhof Hama-Kanayama wieder Richtung Tōkyō gefahren. Gelohnt hat es sich allemal. Wenn ihr den überlaufenen Takao-san im Westen der Hauptstadt meiden möchtet, dann findet ihr hier genau das, was ihr sucht: touristische Bespaßung und trotzdem genug Ruhe.




Ausrüstung braucht ihr für diese Wanderung nicht: ein paar Turnschuhe für die Treppen und befestigten Waldwege reichen aus und der Berg ist zu allen Jahreszeiten einfach zugänglich und interessant.
Nützliche Links
Nihon-ji buddistischer Tempel: http://www.nihonji.jp [nur Japanisch]
Nokogiri-yama Seilbahn: http://www.mt-nokogiri.co.jp [Englisch]
Tokyo-Bucht-Fähre: http://www.tokyowanferry.com [Maschinenübersetzung verfügbar]
Werde Unterstützer

Du möchtest The Hangry Stories einmalig oder monatlich mit einem kleinen Betrag finanziell unterstützen und ein kleines Dankeschön bekommen?
Blog abonnieren
Wenn ihr „The Hangry Stories“ abonnieren wollt, dann könnt ihr euch hier für unsere Blog-Abo eintragen. Ihr erhaltet so immer direkt eine Nachricht per E-Mail, wenn wir einen neuen Beitrag veröffentlichen.
2 Kommentare
Oh je, jetzt habe ich richtig Wanderlust und will da hoch, wenn ich die tollen Bilder von der Aussicht sehe 🙁
War gut in Brokkoli-Land! Es ist aber wirklich ein Kinderspiel, eher ein Spaziergang als Wandern. Selbst ohne die Seilbahn. Fun Fact: auf dem Rückweg hab ich mir damals ne Breze in Funabashi geholt. 😀