751 Inhalt Was ist der Meiji Jingu Gaien?Stadtumgestaltung – Was ist der Plan im Jingu Gaien?Die Sache mit den BäumenWerden die Ginkgo-Bäume jetzt gefällt?Tokyo im WandelSehenswerte Orte im Meiji Jingu GaienMeiji GedächtnisgalerieGinkgo-Allee Im Rahmen eines Stadtumbauprojektes soll der Meiji Jingu Gaien – einer der größten grünen Lungen Tokyos drastisch umgestaltet werden. Bis zu 1000 Bäume werden dafür gefällt und neue Hochhäuser entstehen. Was sich vor Ort ändert und was hier wirklich in Gefahr ist, lest ihr hier. Was ist der Meiji Jingu Gaien?Stadtumgestaltung – Was ist der Plan im Jingu Gaien?Die Sache mit den BäumenWerden die Ginkgo-Bäume jetzt gefällt?Tokyo im WandelSehenswerte Orte im Meiji Jingu GaienMeiji GedächtnisgalerieGinkgo-Allee Ahhh, süßer Clickbait. In den letzten Tagen ploppten in unseren japanischen News-Kanälen immer mehr Meldungen auf, dass die berühmte Ginkgo-Allee im Meiji Jingu Gaien in Gefahr ist, vor der Zerstörung steht. 1000 Bäume werden gefällt und – schlimm – Hochhäuser entstehen! Wird der Meiji Jingu Gaien jetzt zu einer Betonwüste? So schlimm ist es zum Glück nicht, aber die Pläne sind nicht ohne. Aber erst einmal der Reihe nach. Was ist der Meiji Jingu Gaien? Um es mal ganz plump auszudrücken: Ein Sportpark. Und nicht mal ein Schöner, obendrein. Nach den Olympischen Spielen 2021 kennen wir alle das neue Olympiastadion, das in direkter Nachbarschaft am Ort des alten Stadions von 1956 entstanden ist. Der Meiji Jingu-Gaien – wörtlich übersetzt der „äußere Park des Meiji-Schreines“ – entstand 1926. Heute ist er vor allem für seine Sportstätten, die Meiji-Gedächtnisgalerie und die Ginkgo-Allee am Eingang bekannt. Das ganze Areal wird durchschnitten von 3 bis 6-Spurigen Straßen und abseits der Baumallee am Eingang ist es auch nur leidlich angenehm, dort spazieren zu gehen. Das neue Olympiastadion am Meiji Jingu Gaien. Stadtumgestaltung – Was ist der Plan im Jingu Gaien? Der Plan für die Stadtumgestaltung ist schon ein paar Jahre alt, wurde aber am 09.02.2022 von der Stadtverwaltung Tokyo verabschiedet. Der Umbau soll bis Herbst 2036 abgeschlossen werden. Wenn man sich den Plan anschaut, fällt auf, dass am Rande des Parks – also in einer sowieso schon bebauten Fläche – zwei Hochhäuser entstehen sollen. Das Prinz-Chichibu-Stadion und das Baseball-Stadion tauschen den Platz. Es fällt aber auch auf, dass durchgehende Grünstrecken und vor allem die zentrale Achse des gesamten Ensembles, die momentan von Baseball-Feldern unterbrochen wird, wieder durchgehend als Park frei wird. Mehrere Laufwege durchs Grüne sollen das Schlendern vereinfachen und dafür sorgen, dass sich auch Fußgänger hier wieder wohler fühlen. Eigentlich also gar nicht so wild, oder? Der Plan für den Umbau des Meiji Jingu Gaien, Zeichnung: Shinjuku Universal Design Machizukuri Council Übrigens, in Japan haben diese Pläne zur Stadtumgestaltung immer ganz wahnsinnig lange Namen. Dieser hier heißt: (仮称)神宮外苑地区再開発事業 kashō jingū gaien chiku saikaihatsu jigyō. „Projekt zum Stadtumbau des Gebietes Jingu Gaien (vorläufiger Name)“ – oder so ähnlich. Die Sache mit den Bäumen Von etwa 1904 Bäumen über 3 Metern Höhe auf dem Gebiet der Stadtumgestaltung sollen 892 gefällt und etwa 70 umgesiedelt werden, vor allem vor der Meiji-Gedächtnisgalerie und direkt vor dem neuen Olympiastadion. Aber: Es sollen auch 979 Bäume neu gepflanzt werden. Alles fein also? So einfach ist es leider nicht, Bäume sind nicht einfach so zu ersetzen, vor allem keine alten. Einige der Bäume, die man hier fällen möchte, sind über 100 Jahre alt und es wird unter anderem befürchtet, so auch eine historische Atmosphäre zu verlieren. Vor allem das ICOMOS National Committee, ein Zusammenschluss von Experten und Gruppen zur Erhaltung von Kulturgütern, spricht sich mit Nachdruck dafür aus, das Projekt zu überdenken. Bäume im Meiji Jingu Gaien Werden die Ginkgo-Bäume jetzt gefällt? Um endlich die Eingangsfrage aufzulösen: Die Ginkgo-Allee wird von den Baumaßnahmen komplett ausgenommen und soll genau so erhalten bleiben, wie sie derzeit besteht. Zumindest an dieser Stelle gibt es also keinen Grund zur Sorge. Tokyo im Wandel Schlussendlich ist es ein typischer Kampf um die Qualitäten des urbanen Raumes. Es gibt andere Orte in Tokyo, wo die Stadtumgestaltung Protest und Gegenwind erzeugt, man denke etwa an Shimokitazawa oder Tateishi. An vielen anderen Orten ist die Sache lange ausgefochten. Es gibt ganze Bücher über die abenteuerlichen Geschäftspraktiken von Taikichiro Mori, der in Tokyo vor allem für Roppongi Hills und Dutzende andere groß angelegte Projekte wie Toranomon Hills bekannt ist. Ein Protestbanner in Ikebukuro. Modernisierung und Erneuerung um jeden Preis wird nicht überall begrüßt. Wie man zu dieser Art der Gentrifizierung steht, muss vermutlich jeder für sich selbst entscheiden, genauso wie die Frage ob eine Aufwertung des urbanen Raumes zu Lasten von hundertjährigen Bäumen gehen darf. Sehenswerte Orte im Meiji Jingu Gaien Zum Schluss möchten wir euch die Gegend noch ein bisschen besser vorstellen. Der Park selbst ist wie gesagt vor allem wegen seiner Ginkgo-Alle bekannt, aber es gibt noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten. Meiji Gedächtnisgalerie Die Gedächtnisgalerie ist ein bisschen etwas für Freunde historischer Zusammenhänge. Das Gebäude ist interessant, aber wenn wir ganz ehrlich sein sollen, ziemlich geschmacklos. Ein Protzbau ohne Form und Kontext. Gewidmet ist es dem 1912 verstorbenen Meiji-Tenno und eingeweiht wurde es zusammen mit dem Park 1926. Innen befindet sich eine Ausstellung mit 80 Bildern, im einen Flügel 40 Gemälde im japanischen Stil (日本画 nihonga) und im anderen Flügel 40 Gemälde im westlichen Stil (洋画). Alle Bilder zeigen Episoden aus dem Leben des Meiji-Tenno und wer etwa Interesse an der japanischen Geschichte hat, findet bestimmt das ein oder andere bekannte Setting wie z. B. die Entsendung der Iwakura-Mission, die auch in Deutschland halt machte. Lohnt es sich? Ja, auf jeden Fall. Etwas historisches Intetresse vorausgesetzt. Infobox: Meiji Gedächtnisgalerie 聖徳記念絵画館 Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.Mehr erfahren Karte laden Google Maps immer entsperren Adresse: 1-1 Kasumigaokamachi, Shinjuku City, Tokyo 160-0013, Japan Eintritt: 500 Yen Zeiten: 09:00 – 17:00 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr, zum Jahresende erst ab 10:00 Uhr geöffnet) Zur Website (Englisch) Die Meiji Gedächtnisgalerie im Jingu Gaien. Ginkgo-Allee Ginkgos sind tolle Bäume und färben sich im Herbst knallgelb. Für uns sind sie mittlerweile ein Symbol des japanischen Herbstes, noch vor dem Ahorn. Ginkgos, die Früchte tragen und dann verlieren, fangen übrigens bestialisch an zu stinken, falls ihr diese Information wissen wolltet. Die Ginkgo-Allee in Tokyo gehört mit ihrer Sichtachse zur Gedächtnisgalerie zu den beeindruckendsten Orten, die man im Herbst besuchen kann, also schaut doch mal vorbei! Infobox: Ginkgo-Allee und Festival Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.Mehr erfahren Karte laden Google Maps immer entsperren Adresse: Kitaaoyama, Minato City, Tokyo 107-0061, Japan Eintritt: Kostenfrei Zeiten: Das Ginkgo-Festival findet im Normalfall ab Mitte November für 2 Wochen von 10:00-17:30 Uhr statt. Zur Website (Japanisch) Im Meiji Jingu Gaien beginnt sich das Ginkgo-Laub zu färben. Wie steht ihr zu dem Thema? Die alten Bäume erhalten, oder neue Pflanzen und die Gegend modernisieren? Oder habt ihr einen ganz anderen Ansatz? Sagt es uns in den Kommentaren! Werde Unterstützer Du möchtest The Hangry Stories einmalig oder monatlich mit einem kleinen Betrag finanziell unterstützen und ein kleines Dankeschön bekommen? Dann werde Unterstützer auf Patreon! Blog abonnieren Wenn ihr „The Hangry Stories“ abonnieren wollt, dann könnt ihr euch hier für unsere Blog-Abo eintragen. 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In Deutschland werden auch immer mehr alte Bäume Opfer der trockenen Sommer und des Klimawandels und seiner Auswirkungen. Die geschwächten Bäume werden von Pilzen und Schädlingen befallen und müssen gefällt werden. Viele heimische Arten kommen mit den geänderten Bedingungen nicht mehr klar. Antworten Micha 15. Februar 2022 - 9:34 Ein wichtiger Aspekt! Wenn ich das richtig in Erinnerung habe waren mindestens 200 der Bäume krank. Persönlich halte ich die Umgestaltung für sehr gelungen aber ich würde auch befürworten, das so durchzuführen dass so viel Baumbestand wie möglich erhalten werden kann. Antworten Kommentar schreiben Antwort löschen Wie fandest du unser Rezept? Wie fandest du unser Rezept? Name, E-Mail und Website für nächstes Mal speichern.