6 Inhalt Gemeinsame Studie der Kyoto-Universität und thailändischer Forschender enthüllt TierschmuggelDas Phänomen der exotischen Tiercafés in Japan und AsienJapan war weltweit der größte Abnehmer von wild gefangenen ZwergotternRealität statt Romantik: Warum Zwergotter keine Haustiere sindEine Warnung aus der Vergangenheit: Das Schicksal des japanischen FischottersEin Aufruf zum Umdenken: Besucht keine Otter-Cafés!Mehr Infos zur Studie Wir kennen wohl alle die süßen Videos von Ottern, die in die Kamera blicken, quieken und genüsslich fressen. Oft stammen sie sogar aus Japan, wo Otter groß im Trend liegen. Sie schmücken dort Kleidung, Schreibwaren und Mode-Accessoires – sie sind einfach zu niedlich! Doch die Popularität weckt auch den Wunsch, Ottern nahe zu sein oder sie sogar als Haustiere zu halten. Das Problem daran? Der Zwergotter (Asian Small-clawed Otter; Aonyx cinereus) steht seit 2008 auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) in der Kategorie „Vulnerable“ – gefährdet! Das soll eigentlich dafür sorgen, dass Lebensräume der Tiere bewahrt werden und sich Bestände erholen können. Der Zwergotter ist in Süd- und Südostasien heimisch – aber nicht in Japan. Um das Aussterben zu verhindern wurde 2019 auch der internationale Handel mit Zwergottern durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) verboten. Überraschenderweise zeigte jetzt aber eine Studie der Kyoto Universität, dass viele Zwergotter in japanischen Tiercafés aus Thailand stammen – und damit wahrscheinlich illegal gefangen und nach Japan geschmuggelt wurden. Gemeinsame Studie der Kyoto-Universität und thailändischer Forschender enthüllt Tierschmuggel Das Team der Kyoto-Universität untersuchte gemeinsam mit thailändischen Forschenden die Herkunft von in Japan gehaltenen Zwergottern. Dazu verglichen die Forschenden die mitochondriale DNA der Tiere mit der von wild lebenden Ottern in Thailand. Die Studie umfasste Otter aus Tiercafés, Zoos und Aquarien sowie Tiere, die bei ihrer Ankunft in Japan am Flughafen beschlagnahmt wurden. Die Ergebnisse der Studie „Molecular tracing of the geographical origin of captive Asian small-clawed otters in Japan“ zeigten, dass die Otter in exotischen Tiercafés aus anderen Regionen stammen als jene in Zoos und Aquarien. Im Shimoda Aquarium leben ebenfalls Zwergotter. Die DNA-Ergebnisse legen nahe, dass die meisten Zwergotter in Cafés und die am Flughafen beschlagnahmten Tiere aus Südthailand kommen. Sie wurden vermutlich aus ihrem natürlichen Lebensraum gerissen und nach Japan geschmuggelt. Dieses Vorgehen gefährdet den Bestand der Zwergotter. Denn nach offiziellen Aufzeichnungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) wurde seit 1988 offiziell kein Otter aus Thailand nach Japan importiert. „Unsere Forschung hilft, die Herkunft der in Japan gehaltenen Otter und die Hotspots des illegalen Handels in Thailand zu identifizieren. So können wir die Kontrolle in beiden Ländern verbessern“, erklärt Erstautorin Mayako Fujihara der Studie. Das Phänomen der exotischen Tiercafés in Japan und Asien Wir haben schon länger klargemacht, dass wir Tiercafés mit Eulen, Shiba Inus, Capybaras, Igeln und anderen Exoten kritisch sehen. Doch Japaner und auch sehr viele Touristen suchen diese Cafés gezielt auf. Tiercafés sind in Asien nicht ungewöhnlich: In Japan öffnete das erste Katzen-Café 2004 in Osaka und war ein großer Erfolg. 2019 zählten die Behörden 137 aktive Cafés mit insgesamt 419 Tierarten. Unter ihnen mindestens 12 Otter-Cafés, die in sieben japanischen Städten aktiv sind. „Neko no Jikan“ in Osaka war das erste Katzen-Café in 2004 – und damit auch das erste Tiercafé in ganz Japan. Wir besuchten es gemeinsam mit einer japanischen Freundin 2016. Japan war weltweit der größte Abnehmer von wild gefangenen Zwergottern Die Behörden zeichneten alle Importe von Ottern auf: Japan importierte zwischen 1986 und 2019 insgesamt 382 lebende Zwergotter und war damit weltweit der größte Abnehmer von wild gefangenen Zwergottern – ein grundsätzlich legaler Weg zu dieser Zeit. Dennoch beschlagnahmte der japanische Zoll zwischen 2016 und 2019 zwanzig geschmuggelte Tiere, die nicht offiziell angemeldet waren. Etwa die Hälfte der Zoos und Aquarien gab auf Nachfrage für die Studie an, ihre Zwergotter über Tierhändler oder Zoos aus dem Ausland bezogen zu haben. Seit 2019 erlaubt das Washingtoner Artenschutzübereinkommen den Erwerb von Ottern nur noch aus offiziellen Zuchten oder für Forschungszwecke. Nach 2020 meldete Japan keine legalen oder illegalen Otter-Einfuhren, abgesehen von einer Lieferung zu wissenschaftlichen Zwecken. Obwohl der internationale Handel verboten ist, bleibt der Verkauf von in Japan geborener Otter weiterhin erlaubt. So verkaufen viele Otter-Cafés auch Zwergotter-Jungtiere an andere Cafés oder Privatpersonen. Realität statt Romantik: Warum Zwergotter keine Haustiere sind Naoya Ohashi, Bildungsdirektor des Zoologischen Gartens Ueno, erklärt in der mainichi.jp die Herausforderungen bei der Haltung von Ottern als Haustieren: „Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem Beobachten und dem Halten von Zwergottern. Sie sind laut, schwer zu zähmen und können bei Stress beißen.“ Die Haltung von Zwergottern ist für Privatpersonen anspruchsvoll. Schwierig machen es unter anderem: Monatliche Wasserkosten von über 100.000 Yen (ca. 605 Euro) Notwendigkeit großer Schwimmbereiche Spezielle Ernährung (bis zu 20 % des Körpergewichts täglich) Wenige Tierärzte mit Erfahrung in der Behandlung Eine Warnung aus der Vergangenheit: Das Schicksal des japanischen Fischotters Japan hatte auch seine eigene Otter-Art: Der japanische Fischotter (Lutra nippon). Dieser war einst im ganzen Land heimisch – 1880 sogar noch in Tokyo. Aber die Bestände sind ab 1930 stark gesunken, weil er wegen seinem Fell bejagt und durch die Urbanisierung sein Lebensraum weiter zerstört wurde. Auf unserer Radreise rund um Shikoku sind wir in Susaki vorbeigekommen und haben eine kleine Ausstellung über den ausgestorbenen japanischen Fischotter sehen können. Ein letztes Mal wurde 1979 der japanische Fischotter im Shinjo-Fluss in der Stadt Susaki in der Präfektur Kochi (auf Shikoku) gesichtet. Am 12. August 2012 wurde der japanische Fischotter für ausgestorben erklärt. Forscherin Mayako Fujihara erinnert daran: „Gerade, weil Japans endemische Otterart ausgestorben ist, wollen wir die Forschung fortsetzen, um andere gefährdete Arten zu schützen.“ Der Nagasaki Bio Park hat Proben für die Studie von seinen Zwergottern beigesteuert. Unserer Meinung einer des besten Zoos in Japan, den wir gesehen haben. Ein Aufruf zum Umdenken: Besucht keine Otter-Cafés! Was wir von dieser Studie mitnehmen? Exotische Tiere sind keine Haustiere oder Café-Attraktionen, sondern sensible Lebewesen, die einen komplexen Lebensraum benötigen. Deshalb sollten Otter-Cafés oder jedes andere Tier-Café mit Exoten während der Japanreise nicht von euch besucht werden. Ja, auch ich würde sehr gerne mal einen Otter streicheln – aber nicht zu dem Preis, ihren Bestand in der freien Natur durch Wilderei zu gefährden. Mehr Infos zur Studie Pressemeldung der Kyoto Universität Studie (komplett auf Englisch) Werde Unterstützer Du möchtest The Hangry Stories einmalig oder monatlich mit einem kleinen Betrag finanziell unterstützen und ein kleines Dankeschön bekommen? Dann werde Unterstützer auf Patreon! Blog abonnieren Wenn ihr „The Hangry Stories“ abonnieren wollt, dann könnt ihr euch hier für unsere Blog-Abo eintragen. Ihr erhaltet so immer direkt eine Nachricht per E-Mail, wenn wir einen neuen Beitrag veröffentlichen. NameE-Mail* Please leave this field empty. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und stimme ihr zu. featuredJapanJapan TravelguideTiercafésTiere in Japan Stephanie Drewing Stephanie wird eigentlich von allen Kumo gerufen. Sie mag alles was niedlich ist und hat einige Zeit in Tokyo gelebt. Nach Japan reist sie eigentlich jedes Jahr. Als echter Foodie gehört Kochen, backen, Restaurants testen und der Austausch dazu, zu ihren liebsten Hobbys. vorheriger Eintrag Folge 38: Hokkaido Road-Trip Weiterlesen Sushi Reis kochen: So kochst du japanischen Reis Rezept: Japanischer Ume-Sirup [Buch-Rezension] So schmeckt Japan. Authentische Rezepte und Geheimtipps... Kommentar schreiben Antwort löschen Wie fandest du unser Rezept? Wie fandest du unser Rezept? Name, E-Mail und Website für nächstes Mal speichern.