646 Inhalt Einblicke in ein fremdes Land durch LiteraturDer Fettnäpfchenführer: Herr Hoffmann reist nach Japan und blamiert sichGewinnspiel: Gewinne ein Exemplar vom „Fettnäpfchenführer Japan: Die Axt im Chrysanthemenwald“ (Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Conbook-Verlag, der uns freundlicherweise ein Rezenssions-Exemplar und zwei weitere Exemplare für eine Verlosung bereitgestellt hat. Vielen Dank!) Vor einigen Monaten begab es sich, dass wir die Gelegenheit hatten, uns mit einem bekannten Autoren über japanische Küche und Japanreisen auszutauschen. Ich weiß nicht mehr wie, aber dabei kamen wir auch auf das Thema „Bücher über Japan“ generell zu sprechen. Dabei habe ich zurückgedacht an die Zeit, als eine einmalige Japanreise das große Ziel und Highlight meines Lebens sein sollte. Bücher wie „Tokyo Tango“ von Uwe Schmitt oder „Gebrauchsanweisung für Japan“ von Gerhard Dambmann waren damals – im Guten wie im Schlechten – mein Einblick in eine fremde und faszinierende Kultur, die ich weder verstehen, noch besuchen konnte. Einblicke in ein fremdes Land durch Literatur Ich erinnere mich noch gut daran, wie das Bild des überfüllten Swiming-Pools mein Bild eines Landes prägte, das ich nur aus Büchern und Filmen kannte. Japan war ganz weit weg und die Chance, einmal hinzukommen, wirkte so unglaublich klein. Ob das nun polemische Texte oder scharfe Beobachtungen waren, konnte ich damals nicht nachvollziehen. Mitunter ist das auch heute noch schwierig genug. Standpunkte ändern sich und immer wenn ich an das Ich von vor 5 Jahren denke, wird mir ganz anders. Völlig unabhängig, wann ich daran denke. Positiv verpackt heißt das: wir entwickeln uns weiter und lernen. Aber wie schwierig muss es sein, die eigenen Gedanken in Buchform zu gießen, wo sie unveränderlich im Regal der Leser lagern? Eine seit Jahren gut gepflegte Kategorie der „Japanführer“ ist die lustig-ironische Parodie, in der man viel Schreiben aber wenig ernst meinen muss und sich am Ende immer mit dem Verweis auf Klamauk aus der Affäre ziehen kann. Bissiger Humor erlaubt hier auch mal unreflektiert zu motzen, ohne sich gleich dem Vorwurf auszusetzen, sich über das Land verächtlich zu machen. Hier kann man mit Augenzwinkern schreiben, dass „die Japaner“ nerven und den alltäglichen (und real existierenden) Wahnsinn des Expat-Lebens verarbeiten. Die kondensierte Aufarbeitung von aufsehenerregenden Anekdoten hat allerdings die eingebaute Schwäche, das Alltägliche und Banale auszublenden. Wenig verwunderlich, wer würde auch ein Buch kaufen, in dem der langweilige Toilettengang im Plastikbad beschrieben wird, ohne Heizung, Knöpfe oder Trockner am Hintern? So wird ein Besuch in öffentlichen Sanitäranlagen hier schnell zum russischen Roulette. Auf unseren Reisen durch Städte und Hinterland haben wir zwar noch nie eine Toilette ohne Papier gefunden, aber die kuriose Ausnahme (die mit Sicherheit mal irgendjemand irgendwo angetroffen hat) ist eben spannender als die Banalität des Alltags. Wenig später nach dem oben erwähnten Gespräch bekamen wir dann die Anfrage, den „Fettnäpfchenführer Japan“ zu rezensieren. Normalerweise halte ich mich fern von Buchbesprechungen. Die Community der Japanfreunde in Deutschland ist klein, man kennt und trifft sich und es ist schwierig, in diesem Spannungsfeld neutrale Bewertungen abzugeben. Wir haben uns den Fettnäpfchenführer trotzdem angesehen, aber aus den genannten Gründen möchten wir keine eindeutige Einschätzung abgeben, ob das Buch gut oder schlecht ist. Vielmehr möchten wir einen Einblick gewähren, was behandelt wird und wie das bei uns ganz persönlich ankam. Der „Fettnäpfchenführer Japan“ geht 2019 in die 13. Auflage. Auch wenn das erst einmal nicht viel aussagt, gibt es dennoch vielleicht einen Anhaltspunkt, dass sich Substanz hinter dem lustigen Titel versteckt. Der Fettnäpfchenführer: Herr Hoffmann reist nach Japan und blamiert sich Auf den ersten Blick hat das Buch alles, was den „lustig-ironischen“ Reiseführer für Japan ausmacht: die Autoren haben Expertenstatus (Japanologie studiert, viele Reisen ins Land gemacht oder dort gelebt), möchten Wissen mitgeben (Fettnäpfchen*führer*) und Sammlungen von Anekdoten werden in kurzen Häppchen verabreicht, um „die Japaner“ zu verstehen. Dabei fällt positiv auf, dass die beiden Autoren, Andreas und Kerstin Fels, ganz genau wissen, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, eine Kultur oder ein Volk in einem Buch zu erklären. Die Charaktere im Buch sind eben genau das: Charaktere. Sie repräsentieren weder das Land noch seine Menschen als Ganzes. Damit hebt sich der Fettnäpfchenführer sofort wohltuend ab von all der Reiselektüre die euch erklären möchte, wie „die Japaner tickern“. Genauso wenig wie Herr Hoffmann den typischen Deutschen repräsentieren kann, stehen seine Bekanntschaften für den typischen Japaner. Den es natürlich genauso wenig geben kann wie den typischen Deutschen. Fettnäpfchenführer Japan, S. 9 Dieser Kontext ist wichtig und sollte beim Lesen stets im Hinterkopf verbleiben, denn er kommt mitunter zu kurz. Die Überspitzung der Charaktere zu wandelnden Stereotypen lässt nicht immer Raum für Feinheiten. Schlürfen oder nicht? Der „Fettnäpfchenführer Japan“ ist nicht als Erzählung der Autoren angelegt. Es wird die fiktive Figur des Egon Hoffmann erschaffen, der stellvertretend für den Leser in viel Prosatext gekleidete Abenteuer erlebt. Es ist mehr Geschichte als Reiseführer. Die Informationen sind in Erzählungen eingewoben, deren Humor man mögen muss. Egon ist dermaßen zielsicher im Ansteuern von Fettnäpfchen, dass er unmöglich als reale Figur durchgeht und bis zuletzt Parodie des unbedarften Westlers ist, der wie ein Elefant im Porzellanladen durch das Land stapft. Die Aussage, es sei „völlig unmöglich nach Japan zu reisen, ohne sich dabei unsäglich zu blamieren“ (S. 11) gilt deshalb auch vornehmlich für alle Egons dieser Welt. Wir plädieren weiterhin für die Erkenntnis, dass man auch ohne Studium einen Urlaub in Japan ohne unsägliche Blamagen meistern kann, wenn man sein Hirn nicht vollständig in den Standby-Modus schaltet. Das klingt banal, aber viele Reisende scheinen genau das zu tun. Umgekehrt kann man sich auch mit bester Vorbereitung mit großem Elan ins Abseits schießen. Dinge passieren und man nimmt sie am besten mit Humor. Diesen Anekdoten-Koffer öffnen wir vielleicht auch irgendwann! Macht das Spaß zu lesen? Das hängt sehr von den eigenen Erwartungen ab. Ich habe geschmunzelt und oft innerlich zustimmend genickt, immer im Hinterkopf die schreiende Stimme: „Mensch Egon, stell dich nicht so an!“ Ist das lehrreich? Auf jeden Fall. Ein solches Buch soll vor allem Menschen ansprechen, die eben keine Experten für Japanreisen sind. Und mit dieser Zielgruppe im Hinterkopf macht es viel richtig. Der „Fettnäpfchenführer Japan“ ist eine auf Anekdoten beruhende Fiktion, die Spaß machen und lehrreich sein soll. Aber auch für die von uns, die bereits die ein oder andere Japanreise gemacht haben, ist es eine unterhaltende Lektüre, um das Japan-Fernweh bis zur nächsten Reise zu bändigen. Und wenn wir ganz ehrlich sind: auch wenn wir natürlich niemals ein Herr Hoffmann wären, so finden wir uns in seinen Geschichten doch erschreckend oft wieder. Das würden wir aber niemals zugeben. Informationen:„Fettnäpfchenführer Japan: Die Axt im Chrysanthemenwald“Autoren: Kerstin und Andreas Felserschienen im Conbook-Verlag, Januar 2019 (13. Auflage)ISBN: 978-3-95889-178-4Preis: 12,95 Euro (Amazon*) *Affliate-Link: Dieser Link führt auf Amazon und wir nehmen am Amazon-Partner-Programm teil. Dies bedeutet, dass wir für über diesen Link gekaufte Produkte eine Provision erhalten Gewinnspiel: Gewinne ein Exemplar vom „Fettnäpfchenführer Japan: Die Axt im Chrysanthemenwald“ Du hast jetzt Lust bekommen, den Fettnäpfchenführer ebenfalls zu lesen? Super! Wir dürfen insgesamt zwei Exemplare verlosen und freuen uns darüber natürlich sehr. Alles was du dazu tun musst: Erzähl uns eine Geschichte, wie du dich in der Öffentlichkeit einmal absolut blamiert hast. Das kann ein Erlebnis aus Japan sein, aber auch von jedem anderen Ausflug in den Ferien, mit Freunden, der Familie. Schreib uns zum Mitmachen einen Kommentar hier im Blog oder bei uns auf Instagram bis zum 2. Juni. Am 3. Juni veröffentlichen wir hier die Gewinner. Hier geht’s zu den Teilnahmebedingungen. JapanJapan TravelguideReiseplanungRezension Michael Drewing Ausgebildeter Japanologe und Product Manager Digital. Hat fast 3 Jahre in Japan gelebt und dabei vor allem Kyoto und Tokyo lieben gelernt. vorheriger Eintrag [Werbung] Testbericht zu Ninja Wifi + 15% Rabatt Nächster Eintrag Der Japan Railpass: 10 praktische Tipps für deine Reise Weiterlesen Geld in Japan: So viel sind Yen in... Japan Travel Apps: Die besten Apps für die... Reiseplan 3 Wochen in Japan im Dezember &... 1 Kommentar Falko Bolze 28. Mai 2019 - 6:04 Eines der für für mich peinlichsten Ereignisse meines Lebens stellt der Aufenthalt an und das vergebliche Warten auf die restliche Trauergemeinde vor einer Kirche, anstelle der nahe gelegenen Kapelle zur Beisetzung eines Verwandten dar. Antworten Kommentar schreiben Antwort löschen Wie fandest du unser Rezept? Wie fandest du unser Rezept? Name, E-Mail und Website für nächstes Mal speichern.