Japan auf dem Fahrrad entdecken? Egal wie klein oder groß die Entfernungen auch sind – das entschleunigte Reisen auf dem Fahrrad bringt einen ganz anderen Blick auf Land und Leute. Wir lieben das Reisen in Japan und haben hier unsere Begeisterung für das Fahrrad fahren (wieder-) entdeckt, daher möchten wir mit euch ein paar Gründe teilen, warum Japan für eure nächste Radreise ein ideales Ziel ist.
Das Fahrrad ist in Japan als Touristen-Attraktion etabliert
Eines der Dinge, die wir bereits früh auf Japanreisen entdeckten, ist das große Angebot an Fahrrad-Verleihen an beliebten Reisezielen in Japan. Es gibt nahezu immer Shops oder Touristen-Informationen, wo sich Tagesbesucher für 500 bis 2000 Yen am Tag Räder ausleihen können. Auch viele Hotels und Hostels bieten oft kostenfreie Fahrrad-Nutzung für ihre Übernachtungsgäste an und die städtischen Rad-Sharing-Stationen sind in den letzten Jahren stark ausgebaut worden. Meist handelt es sich hier um einfache Stadträder, 3 Gänge, Körbchen, aufrechte Sitzhaltung – gemütliches Fahrrad fahren für ein aktives und dennoch bequemes Vorankommen.
Und Bequemlichkeit wird großgeschrieben: Mittlerweile sind E-Bikes auch beim Fahrrad-Verleih Standard und können für einen kleinen Aufpreis ebenfalls ausgeliehen werden. Diese Räder richten sich an Tagesbesucher, die längere Laufwege schnell überbrücken möchten und von einem Ort zum nächsten fahren möchten, so gibt es z. B. Leihräder an den Fuji-Seen oder auch in vielen größeren Parkanlagen wie dem Showa Kinen Park (Tachikawa, bei Tokyo).
Einige Beispiel-Angebote:
- Hello Cycling (App mit Stationen in ganz Japan)
- Machinori (Fahrrad-Sharing System in Kanazawa)
- Izu Velo (Radverleih bei Shuzenji)
- Tokyo Ura-Yama Base (Musashi-Itsukaichi Station bei Tokyo)





Natürlich gibt es dann auch noch Angebote für die, die kein einfaches Stadtfahrrad, sondern Räder für sportliche oder längere Touren möchten:
Die Fahrrad-Marke GIANT hat z. B. an populären Spots für den Fahrrad-Tourismus das Verleih-Modell in Japan ausgebaut. So kann man z.B. am Shimanami Kaido und am Biwa See gute Touren- und Rennräder für die eigene Radtour ausleihen. Die Webseite ist englisch und unterstützt eine Reservierung im Vorfeld.
Ein ebenfalls großer Anbeiter ist globalwheels-japan.com. Hier können für längere Touren gute Räder und auch Ausrüstung an verschiedenen Orten in Japan ausgeliehen werden.



Und wer mit seinem eigenen Rad fahren will: Bei den meisten Fluggesellschaften ist relativ einfach ein Fahrrad – natürlich gut verpackt – mitzunehmen. Bei ANA z. B. ist ein Fahrrad kostenfrei, solange man nur ein weiteres Gepäckstück dabei hat. Spannend wird es allerdings, wenn ihr euer Fahrrad in einem Zug in Japan mitnehmen möchtet: generell ist es in Japan nur erlaubt, ein Fahrrad in einer Tasche mit in den Zug mitzunehmen. (Ein Artikel dazu ist in Planung)
Ihr seht: Japan bietet das Fahrrad für jeden als Option an – egal ob gemütliches in die Pedale treten oder sportliche Touren über mehrere Tage. Probiert es aus, es ist ein ganz anderes Reisen als zu Fuß oder mit dem Auto!
Geteilter Verkehrsraum – mehr Akzeptanz auf der Fahrbahn
Natürlich gibt es auch in Japan rücksichtslose Autofahrer – vor allem im Stadtverkehr ist es oft recht anstrengend. Aber im Allgemeinen wird in Japan seltener mit zu wenig Abstand überholt als in Deutschland. Selbst LKW-Fahrer sind meist rücksichtsvoll genug, sodass man sich als Radfahrer nicht dauerhaft bedroht fühlt.
Deswegen ist okay, wenn man mal über Straßen fahren muss, in denen viel Industrieverkehr herrscht. Es gibt auch fast immer geteilte Fuß- und Radwege, auf denen man ausweichen kann. Entsprechende Einschränkungen muss man aber in Kauf nehmen. Sie sind manchmal recht zugewuchert oder eine holprige Angelegenheit, vor allem Bordsteinkanten können auf Dauer echt nerven… aber immerhin gibt es sie und wenn man sich damit abfindet, dass man hier langsamer ist als auf der Straße und grundsätzlich Fußgänger Priorität haben, dann passt das auch schon.

Es gibt viele Möglichkeiten sich auf Radreisen in Japan unterwegs zu versorgen!
Conbinis: 24h Läden für alle Bedürfnisse
Im Alltag vermeiden wir eigentlich Conbinis, außer wir müssen Geld abheben. Auch wenn es als Tourist nicht so ins Gewicht fällt: Conbinis sind im Vergleich zu einem normalen Supermarkt teurer. Aber auf Radtouren wollen wir die 24h-Läden, die es nahezu überall gibt, nicht missen.
Conbinis sind auf Radreisen der Ort für alles mögliche:
- Toilettenpausen
- Getränke aufstocken
- warmes Essen und Snacks
- Rastplatz und Pausenort, weil oft mit Sitzecken
- Aufladen des Smartphones und kostenloses WiFi






Eigentlich bleiben keine Wünsche offen, oder? Dadurch, dass eigentlich immer ein Conbini in der Nähe ist, kann man diese auch schön als nächstes Zwischenziel für die nächste Pause anwählen. Wir nehmen auch keine großen Getränke-Vorräte mit, da es einfach nicht notwendig ist.
Michi no Eki (Rasthöfe)
An den großen Straßen gibt es immer wieder Rasthöfe. Sie sind ein wenig vergleichbar mit unseren deutschen Autobahn-Rasthöfen, aber dann irgendwie auch wieder nicht. Die „Michi no Eki“ finden sich an den National- und Präfektur Straßen, aber nicht an den mautpflichtigen Autobahnen („Expressway“). Oft sind die Nationalstraßen recht stark befahren und damit nicht immer attraktiv für Radfahrer. Deswegen ist der nächste Michi no Eki nicht unbedingt direkt erreichbar, wenn man die Hauptstraßen vermeiden möchte.




Aber sie sind durchaus sympathischer als ein Conbini, da die über 1000 Rasthöfe großen Wert auf regionalen Charakter legen. Grundsätzlich gibt es hier immer kostenfreie Toiletten, eine kleine Touristen-Information und Shops mit lokalen Produkten und Restaurants. Manchmal gibt es auch Duschen und viele Japanreisende mit Campervan oder mit Zelt schlagen hier ihr Nachtquartier (nach Absprache mit den Betreibern!) auf. Hier findet ihr eine Liste von allen Michi no Eki in Japan. [externer Link]
Getränkeautomaten
Und wenn es unterwegs keine Conbinis und Michi no Ekis gibt, dann auf jeden Fall Getränkeautomaten. Fast 5 Millionen Verkaufsautomaten gibt es Japan, rund die Hälfte davon bieten Getränke an. Zum Vergleich dazu die Zahlen aus Deutschland: Bei uns gibt es gerade einmal rund 500.00 Verkaufsautomaten und 70% von ihnen bieten Heißgetränke an, die restlichen 30% widmen sich anderen Produkten, wie die kombinierten Snack- und Kaltgetränke-Automaten.

Aber zurück nach Japan: die hohe Abdeckung mit Getränkeautomaten macht es einfach, zwischendrin Getränke nachzufüllen und das Beste: sie sind auch gekühlt! Die Auswahl ist auch immer sehr umfangreich: von Wasser, ungesüßten Tees oder Sportgetränken und Softdrinks über Dosenkaffee – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die günstigsten Automaten verlangen für ein Wasser meist 100 – 120 Yen, ein teures Wasser ist so bei 160 Yen für 500 ml. Softdrinks kosten meist um die 160 Yen in derselben Größe, es gibt aber auch kleinere Flaschen mit ca. 250 ml für etwas weniger Geld. Die hole ich mir sehr gerne auf dem Rad, wenn ich „Zucker“ brauche. Empfehlenswert ist hier der isotonische Drink von „Pocari Sweat“.




Achtung: Ständig Getränke im Conbini und am Getränkeautomat kaufen, geht aber ganz schön ins Geld. Eine große 2 Liter Flasche Wasser kostet im Supermarkt meist deutlich unter 100 Yen. Wenn ihr also sparen möchtet, solltet ihr euch hier vorab eindecken!
Rastplätze
Immer wieder sind am Straßenrand kleine Einbuchtungen zu finden, oft sogar mit einem überdachten Häuschen und manchmal sogar mit Toiletten. Praktisch ist auch, dass diese Rastplätze oft an sehr szenischen Orten mit Aussichten zu finden sind. Einziger Minuspunkt: Es gibt oft keine Bänke oder Mülleimer. Mit Glück, gibt es aber Getränkeautomaten!




Toiletten sind nie weit weg
Wie bereits angedeutet: Die Möglichkeit unterwegs auf Toiletten zu treffen ist in Japan erstaunlich hoch. Egal ob im Conbini, Michi no Eki oder auf Rastplätzen – die nächste Toilette ist nie weit weg. Das ist super praktisch und ein großer Vorteil für uns. Kleiner Tipp: Packt euch ein kleines Handtuch und eine abgefüllte Seife ein, denn dies ist nicht immer verfügbar. Mehr Infos zu Toiletten in Japan findet ihr in diesem Artikel.
Sento und Onsen
Nach einem langen Tag auf dem Rad lieben wir es ein heißes Bad zu nehmen. Da die meisten Campingplätze nur Münzduschen anbieten und das alles andere als erholsam ist, schauen wir meist vorher nach, wo die nächsten öffentlichen Bäder (Sento) oder sogar heißen Quellen (Onsen) sind. Das Tolle in Japan ist, dass diese ebenfalls sehr flächendeckend verfügbar sind und die Preise moderat sind. Mehr Infos dazu findet ihr in diesen Artikel.

Zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel
Bei längeren Radreisen ist auch immer die Frage, wo das Nachtquartier sein soll. Wir wechseln immer sehr gerne zwischen Campingplätzen und der Übernachtung in Hostels, Ferienwohnungen oder Business-Hotels ab. Was eben gerade unterwegs als nächstes kommt. Auf Shikoku hatten wir noch dazu den Vorteil, dass es sehr viele günstige Pilgerunterkünfte gibt, die ebenfalls zur Verfügung standen. Wir haben oft von Tag zu Tag entschieden, wo wir abends hinwollen.




Die Campingplätze haben leider Betriebszeiten und außerhalb der Sommermonate haben sehr viele nicht geöffnet. Selbst Mitte September hatten wir auf Shikoku schon Probleme, geöffnete Campingplätze an unserer Strecke zu finden und Mitte März am Biwa-See waren die Campinganlage entsprechend alle noch im Winterschlaf.




Immer wieder liest man von Personen, die in Japan mit dem Rad unterwegs sind und wild campen. Nur weil die meisten damit durchkommen (vielleicht auch, weil ihr japanisch zu schlecht ist?), ist das trotzdem nicht erlaubt. Wenn ihr auf Privatgrundstücken (wie z.B. auf dem Gelände eines Michi no Ekis) euer Zelt aufstellen wollt, dann solltet ihr das vorab mit den Betreibern absprechen. Wenn es niemanden gibt, den man fragen kann und ihr keine andere Option habt: Denkt bitte daran, keinen Müll liegen zu lassen, nichts kaputt zu machen und früh aufzubrechen. Eine weiterführende Übersicht zu den Übernachtungsmöglichkeiten in Japan, haben wir hier zusammengefasst.

Zusammenfassung: Warum lohnt sich eine Radreise in Japan?
Wir werden auch weitere Radreisen in Japan machen, weil es uns so gut gefällt und wir noch so viele Ecken entdecken wollen. Das Reisen per Rad in Japan ist vor allem bequem. Keine Sorgen, dass man ohne Getränke da steht oder ob man am Straßenrand kurz in die Büsche muss, weil es keine Toiletten unterwegs gibt – die Rahmenbedingungen sind optimal. Egal ob Tagesausflug oder längere Radreise über mehrere Tage, es gibt viel zu entdecken und zu erleben, egal auf welchem sportlichen Level sich der Radfahrende bewegt. Und das Beste: unterwegs gibt es immer wieder spannende Einblicke auf Japan abseits der großen Touristen-Hotspots. Lasst euch diesen Blickwinkel nicht entgehen!
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1 Kommentar
Hallo Kumo, dein interessanter Artikel weckt schöne Erinnerungen. Bin 1995 für 6 Wochen durch Japan geradelt (Tokyo – Osaka). Die Eindrücke und Erfahrungen waren sehr ähnlich. Das touristische Radfahren steckte allerdings noch in den Kinderschuhen. Lkw und Taxi waren die natürlichen Feinde. Aber ansonsten ein einmaliges Erlebnis nah an der Natur, der Kultur und den Menschen.